24.06.2016
Die Integration geflüchteter Menschen in Ausbildung und Arbeit ebenso wie die Veränderung der beruflichen Anforderungen durch die Digitalisierung sind zentrale aktuelle Aufgaben für die Berufsbildung in Deutschland.
„Sie ist grundsätzlich gut aufgestellt, um den anstehenden Herausforderungen gerecht zu werden. Dennoch müssen bestehende Instrumente auf den Prüfstand, muss die berufliche Aus- und Weiterbildung weiterentwickelt und zukunftsorientiert gestaltet werden, “ betont der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser. Daten, Analysen und Programme des BIBB liefern wichtige Grundlagen dafür. Hierüber informiert der Jahresbericht 2015 des BIBB.
„Es bleibt wichtig, Betriebe bei der Ausbildung zu unterstützen, die Qualität in der beruflichen Bildung weiterzuentwickeln und die berufliche Bildung dadurch zu öffnen, dass sie unterschiedliche Lernvoraussetzungen berücksichtigt“, so Esser weiter. Wie die Digitalisierung das Arbeiten und Lernen von morgen verändert, welche Fortbildungsformen chancenreich sind und zu welchem Zweck das BIBB eine Task Force zum Thema „Geflüchtete“ gebildet hat – dies sind Fragen, auf die der BIBB-Jahresbericht 2015 unter anderem eingeht. Einige exemplarische Beispiele der Forschungs-, Entwicklungs- und Beratungsarbeit des Instituts im vergangenen Jahr:
- Ausbildungsmarkt: Die Analyse der Daten für 2015 zeigt, dass sich die Angebots-Nachfrage-Relation zugunsten der jungen Menschen leicht verbessert hat, aber weiterhin viele vergeblich einen Ausbildungsplatz suchen. Auch haben die Passungsprobleme weiter zugenommen.
- Akademisierung: Eine BIBB-Berechnung gibt Aufschluss über die Entwicklung der Übergänge in Ausbildung und Studium. Demnach begannen 2013 immer noch mehr Jugendliche eine vollqualifizierende Ausbildung als ein Studium. Diese beiden Bildungssektoren zeichnen sich jedoch durch sehr unterschiedliche Entwicklungsdynamiken aus: Während die Anfängerzahlen für die vollqualifizierende Ausbildung gegenüber 2005 leicht rückläufig sind, verzeichnet das Studium ein Plus von knapp 40 Prozent.
- Berufsbildung „4.0“: In einem 2015 begonnenen Projekt untersucht das BIBB in Kooperation mit der Volkswagen Group Academy, inwieweit bestehende Ausbildungsberufe angepasst werden müssen. Zwischenberichte sind online abrufbar. Herausforderungen für die betriebliche Ausbildung durch zunehmende Digitalisierung gibt es auch mit Blick auf die größere Bedeutung von „Embedded Systems“, das heißt in Produkte eingebundene Hard- und Softwarekomponenten – wie beispielsweise Fahrerassistenzsysteme. Hier setzt eine Kooperation des BIBB mit der Continental AG an. Zu „Wirtschaft 4.0 – Digitalisierung der Arbeitswelt“ wurde die Themenseite www.bibb.de/de/26729.php eingerichtet.
- Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Beruf: Das BIBB hat eine „Task Force“ zum Thema Geflüchtete eingerichtet und beschäftigt sich an vielen Stellen damit, wie die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung, Weiterbildung und Beruf gelingen kann. Eine neue umfassende Themenseite „Flüchtlinge und Berufsbildung“ unter www.bibb.de/fluechtlinge stellt praktische Informationen und Daten zur Verfügung.
- Fachkräftemangel: Die Ergebnisse der Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen verdeutlichen, dass in den Berufsfeldern, die einen Ausbildungs- oder Fortbildungsabschluss (z.B. als Meister oder Techniker) voraussetzen, mittelfristig mit Rekrutierungsschwierigkeiten zu rechnen ist. Betroffen sind voraussichtlich vor allem die be- und verarbeitenden und instandsetzenden Berufe sowie die Gesundheitsfachberufe ohne Approbation.
- Berufsbildung international: Als Mitglied des Fachausschusses „Bildung“ der Deutschen UNESCO-Kommission und der Expertenkommission beteiligte sich das BIBB an der Überarbeitung der Empfehlung zur Berufsbildung, die im November 2015 bei der 38. UNESCO-Generalkonferenz angenommen wurde. Das BIBB brachte insbesondere die Bezüge zur Arbeitsmarktorientierung, zum betrieblichen Lernen und zur Berufsbildungsforschung in die neue Fassung ein.
Der Jahresbericht kann im Internetangebot des BIBB kostenlos unter www.bibb.de/jahresbericht
heruntergeladen werden.