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Fachtag „Hello Care! Zukunft der Pflege in Dortmund“ – Impulse für eine starke Pflegezukunft

14.07.2025

Am 9. Juli 2025 eröffnete Dr. Daniel Tucman den Fachtag „Hello Care! Zukunft der Pflege in Dortmund“ mit einem eindrucksvollen Vortrag. Der Pflegeforscher, der selbst zehn Jahre in der praktischen Pflege tätig war, lobte das Netzwerk Pflege in Dortmund als bundesweit herausragend und besonders vielfältig. Heute verbindet Dr. Tucman seine praktischen Erfahrungen mit wissenschaftlicher Arbeit am Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung in Köln, das unter anderem Daten der Bundesagentur für Arbeit auswertet.

Seine Analyse zeigt: Dortmund profitiert aktuell von einer positiven Entwicklung. Zahlreiche sogenannte Einpendler kommen täglich in die Stadt, um in der Pflege zu arbeiten. Mit sieben ausbildenden Krankenhäusern, 82 ambulanten und 54 stationären Pflegeeinrichtungen sei Dortmund im Vergleich zu ländlichen Regionen gut aufgestellt – ein klarer Vorteil bei der Nachwuchsgewinnung. Doch Dr. Tucman mahnt: Auszubildende müssen gut begleitet werden, denn sie haben heute vielfältige Wahlmöglichkeiten und wechseln bei Unzufriedenheit schnell die Einrichtung.

Melanie Flusche, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit Dortmund, und der Leiter des Fachdienst für Senioren bei der Stadt Dortmund, Martin Rutha stellten die historische Entwicklung des Netzwerk Pflege dar und erläuterten, aus welchen Gründen das Netzwerk inhaltlich 2024 auf ein deutlich breiteres Fundament gestellt und in eine neue Struktur gegossen worden ist. Die Herausforderungen seien so mannigfaltig, dass sie nicht mehr mit klassischen Arbeitsmarktmaßnahmen zu lösen sind. Es geht auch um Anpassungen im Vor- und Umfeld der Pflege und künftig auch einen stärkeren Einbezug der Zivilgesellschaft, um auch Entlastung für die Fachkräfte herstellen zu können. Pflege ist Daseinsvorsorge und damit auch als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen. Angesichts der marktwirtschaftlichen Organisation der Pflege, können Arbeits- und Sozialverwaltung jedoch nur unterstützen, es ist auch an den Trägern stärker zusammenzurücken und zu kooperieren.

Ein gelungenes Beispiel für innovative Ausbildungsförderung präsentierte Elisabeth Disteldorf von der SHDO. Mit dem im November 2024 eröffneten Ausbildungshaus gewann sie nicht nur den Deutschen Personalwirtschaftspreis, sondern verzeichnet seither wieder steigende Bewerberzahlen. Besonders erfreulich: Auch die vollständig freigestellten Praxisanleitungen zeigen sich sehr zufrieden mit ihren neuen Aufgaben. Durch gezielte Maßnahmen wie Onboarding-Programme, pädagogische Begleitung, Sprachförderung, Fallbesprechungen, individuelle Nachhilfe und den Einsatz eines Sozialarbeiters konnten Ausbildungsabbrüche deutlich reduziert werden.

Auch Fred Weingardt vom DRK betonte die Notwendigkeit, die Pflegeausbildung attraktiver zu gestalten. Die Praxisbegleitung in den Pflegeeinrichtungen muss ausreichend Ressource für die Begleitung von Auszubildenden erhalten, die komplexe Ausbildung erfordert zudem ein enges Zusammenspiel zwischen der schulischen und praktischen Ausbildung. Er sprach sich insbesondere für mehr und bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende und Pflegekräfte aus.

In der abschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Christoph Tiegel wurden weitere zentrale Themen aufgegriffen. Oberbürgermeister Thomas Westphal plädierte dafür, bei der Nachwuchsgewinnung auch die Eltern stärker einzubeziehen. Zudem sprach er sich für pragmatische Lösungen aus – etwa das parallele Erlernen der Sprache während der Ausbildung oder Arbeit.

Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund, hob hervor, wie wichtig es sei, Pflege für junge Menschen erlebbar zu machen. Sie forderte zudem, die Teilzeitberufsausbildung stärker in den Fokus zu rücken. Frau Disteldorf unterstrich die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Schulen und Projekten wie „Arbeit im Quartier“ der Wirtschaftsförderung Dortmund, um Jugendlichen frühzeitig Einblicke in das Gesundheitswesen zu ermöglichen.

Zum Abschluss appellierte Oberbürgermeister Westphal an alle Beteiligten im Netzwerk Pflege, gemeinsam an einem Strang zu ziehen: „Nur durch Zusammenarbeit können wir die Pflege in Dortmund zukunftsfähig gestalten.“

Die Präsentationen finden Sie unter Netzwerk Pflege – Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet

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